Die Schweizer Bildungslandschaft will sich wandeln. Untersuchungen werden veranlasst und später Schlüsse daraus gezogen. Neue Reformideen entstehen, alte werden wieder verworfen. Bis die Umsetzung der veranlasssten Reformen endlich greift, vergehen in der Schweiz etwa neuen Jahre. Neun Jahre beträgt in der Schweiz bekanntlich die Volksschulzeit. Reformen brauchen Zeit. Zeit, welche man eigentlich gar nicht hat. Der Rhytmus des Wirtschaftswandels würde nach einer raschere Umsetzung der Bildungsreformen verlangen. Die Bildungsreformen hinken den Anforderungen der Wirtschaft zwangsläufig hintennach. Eine breitangelegte Untersuchung im Kanton Bern zeigt, dass die Einführung der Schulleitung noch keine erkennbare Qualitätsverbesserung im Unterricht gebracht hat. Das Gegenteil ist der wohl eher der Fall. Trotzdem
ist die Einführung von Schulleitungen ein richtiger Schritt, der aber
von anderen zumindest qualitätsicherden Massnahmen begleitet
werden muss. Qualitätsabbau bei der Einführung von Schulleitungen
ist kein Naturgesetz. Langfristige Strategien sind verlangt. Dazu gehört
die Fähigkeit, die Zeichen der Zeit zu erkennen und richtig
zu deuten. Nicht einfach! Während man an vielen Schweizer Schulen
noch glaubt, das Lösen von gesellschaftlichen Problemen würde
zwangsläufig zu einer Qualitätssteigerung der Kernkompetenzen
führen, kommen aus den USA bereits andere warnende Signale. Zeichen
der Zeit!
Die Wirtschaft generiert die Gelder, welche auch für die Schulbildung
benötigt werden. Die Bildungsausgaben werden in der Schweiz weitgehend duch Steuergelder finanziert. Die Binnen- und die Exportwirtschaft gehören zu den grössten Netto- Steuerzahlern. Die Schweiz hat seit Jahren Mühe, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Investorengelder werden vermehrt von Hochlohn- zu den Billiglohnländern verlagert. Die Schweiz hat sich zu einem die Dienstleistungsland entwickelt. Auf dem Dienstleistungssektor (Banken usw.) hat sich der Markt "globalisiert". Dank der Entwicklung IT-Technlogie können heute Dienstleistungen, welche von Schweizer Firmen geliefert werden, künftig von qualifizierten Mitarbeitern in anderen Ländern zu günstigeren Konditionen erbracht werden ( Offshoring, Outsourcing). Die demografische Entwicklung ( überalterung) führt in
der Schweiz in absehbare Zeit zu einem Arbeitskräftemangel. Bei einem
negativen Verlauf des Wirtschaftswachstums ist hingegen mit einem Fachkräfteüberschuss
zu rechnen. Beide Aspekte sind wirtschaftlich gefährlich. Da gegenwärtig
die Entwicklung des Bruttosozialproduktes (einer Art Wohlstandsgradmesser)
nicht vorhersehbar ist, können die Folgen für die Schweizer Wirtschaft
nicht abgeschätzt werden. Eine Risikoverminderungsstrategie ist unerlässlich, dabei spielt die Bildung eine zentrale Rolle.
Die Schweiz hat in den PISA-Studien nicht den Erwartungen entsprechend abgeschnitten. Defizite beim Wissen und Mängel bei Fertigkeiten der Schweizer Schülerinnen und Schüler wurden erkennbar. Länder, welche Schulleitungen schon seit Jahrzehnten installiert
haben, haben in der PISA-Studie ebenfalls unbefriedigend abgeschnitten. Länder, welche Tagesschulen schon seit langem kennen, haben
ebenfalls in der PISA-Studie ebenfalls unbefriedigend abgeschnitten. Die Erziehungsdirektoren haben die Situation anlalysiert und neue Bildungsziele formuliert. Ihre Arbeit verdient Annerkennung. Die pädagogischen Fachhochschulen
begleiten den Entwicklungsprozess mit Rat und Tat. Die Umsetzung der angepassten
Bildungsziele erfordert viel Zeit, überzeugungskraft und vor allem
viel Geld. In einem Land wie der Schweiz, wo die Entsolidarisierung in weiten Teilen der Bevölkerung weit fortgeschritten ist und der
Staat mit seinen Finanzen ringt, ist dies kein leichtes Unterfangen. Die direkte
Demokratie, welche eher bewahrend, gegenwartsorientiert und egozentrisch
wirkt, fördert die notwendige Prozessen nicht immer.
In der Zeit des Lehrermangels wurden viele Studien über die Befindlichkeit
der Lehrerinnen und Lehrer publiziert und gleich wieder ad acta gelegt.
Die von den verschieden Eziehungsdirektionen veranlassten Studien, haben
u.a. gezeigt, dass ... -
... sich der Lehrerberuf zum Lehrerinnenberuf wandelt. -
... besonders erfahrene, lange im Schuldienst stehende, männliche
Lehrpersonen vom "Burn out"-Syndrom (siehe private Gesundheit
vieler Lehrpersonen ist in Gefahr) betroffen sind. ... die Jahresarbeitszeit von Lehrpersonen in der Regel ferienbereinigt über der jener der übrigen Staatsangestellten (siehe Arbeitszeit von Lehrpersonen). Solche negativen Fakten werden bei neuen Lösungsansätzen von den Reformern mit Vorliebe ausgeblendet und verdrängt. Schulleitungen sollen die Lehrkräfte entlasten und ihnen wieder mehr Zeit für ihr Kerngeschäft übrig bleibt, so steht es jedenfalls in den Beilagen zu den enstprechenden Abstimmungsvorlagen. Der Schulalltag zeigt jedoch oft eine andere Realität. Nicht weniger, sondern mehr Arbeit würde die Schulleitungen bringen, wird da mancherorts propagiert. Der "Burn out" lässt grüssen. Auch die löbliche Absicht die Eltern stärker in den Bildungsprozess einzubinden scheitert oft an durchaus menschlichen Realitäten. In einer Zeit, wo sich die Entsolidarisierung festigt und der Arbeitsdruck (auch für viele Eltern) steigt, erinnern sich viele der Rechte und vergessen die Pflichten. Die Kooperation droht zu einer Flosskel zu werden. In den Elterngremien treffen sich vielfach Leute, welche ihren Einfluss bereits in den Gemeinde- oder Schulbehörden geltend machen können. Eine nicht erwünschte Einflusskummulationen entsteht. Es steht ausser Zweifel, dass die Eltern für ihre Kinder eine gute (auf die Kernfächer ausgerichtete Ausbildung) wünschen. Der starke Trend zum Langzeitgymnasium im Kanton Zürich veranschaulicht die "Marktkräfte". In den Schulhäusern müssen (oder wollen) Lehrkräfte immer mehr Arbeitszeit für nichtkernunterricht bezogene Arbeiten einsetzten. Ein gegensätzlicher "Markttrend"? In vielen Kantonen wurden den Lehrpersonen die sogenannten Privilegien wie Treueprämie, Ortszulagen usw. (siehe Lohnentwicklung) weggenommen. Bei den Lohnerhöhungen hat der Staat grösste Zurückhaltung geübt. Unberrücksichtig blieb, dass die Lehrpersonen über Jahre hinweg viele freiwillige Arbeitsleistungen (siehe private Leistungen) erbracht haben und diese oft noch selbst finanziert haben. Einige Steuergesetze (Pauschalabzüge!) benachteiligen die Lehrpersonen noch zusätzlich. Lohnebenleistungen wie Vergünstigungen, Rabatte, Sondereinkäufe usw. im Lehrerberuf weitgehend unbekannt. Arbeitszeit-
und Kostenerfassungsinstrumente (siehe private Leistungen)
sind im Bildungssektor nahzu unbekannt. Wer behauptet, viel zu arbeiten,
kann es nicht beweisen. Gut für den Staat (und damit für die
Steuerzahlen), schlecht für die Gesundheit und die Psyche der Lehrpersonen
(siehe Lehrpersonen:
Gesundheit gefährdet)!
von Willi
Lemke, Bildungssenator im deutschen Bundesland Bremen Einige Kernaussagen:
von Professor
Lucien Criblez, Leiter des Instituts Wissen und Vermittlung (IWV) im Departement
Pädagogik an der Fachhochschule Aargau Einige Kernaussagen:
In
den USA werden immer häufiger auch Arbeitsplätze für gut
qualifiziertes Personal nach übersee ausgelagert. Der Wirtschaftsberater
des Präsidenten beurteilte die Auslagerung gut bezahlter Arbeitsplätze
nach übersee - «outsourcing» oder heute auch «offshoring»
genannt - als «eine andere Art von Handel». Und anders als
vor ein paar Jahren sind diesmal nicht nur «blue collar»-Jobs
betroffen - Stahl- oder Autoarbeiter -, sondern auch gut bezahlte «white
collar»-Jobs, bis hin zum Software- oder Buchhaltungs-Experten. Langfristig
sei Outsourcing für die Wirtschaft positiv, meinte der Experte.
Auch andere ökonomen finden, dass es zum «Outsourcing»
keine Alternative gebe. Im
US-Senat wurde ein Gesetzesentwurf verabschiedet, der es Firmen, die Arbeitsplätze
nach übersee ausgelagert haben, verbieten würde, sich um Regierungsaufträge
zu bewerben. Andere Vorstösse wollen die Unternehmen dazu zwingen,
betroffene Arbeitnehmer drei Monate im Voraus zu informieren oder ihren
Kunden mitzuteilen, ob die «call center»-Angestellten, mit
denen sie verkehren, im Ausland stationiert sind oder in den USA. Solche protektionistische Initiativen seien volkswirtschaftlich gefährlich, warnen die ökonomen, denn man gefährde damit die Konkurrenzfähigkeit der amerikanischen Unternehmen und längerfristig den US-Lebensstandard. Der Federal- Reserve-Vorsitzende Alan Greenspan liess verlauten, dass seiner Meinung nach eine Verbesserung des US-Ausbildungssystems, vor allem in den Naturwissenschaften, die einzige konstruktive Reaktion auf das Outsourcing sei. |