Reform der deutschen Sprache |
|
Rechtschreibreform der deutschen Sprache |
|
|
Rechtschreibung Informationen |
|
Die
Empfehlung des Rats zur Schreibung von Verbindungen mit Verben |
|
Auf
seiner Sitzung am 3. Juni 2005 hat der Rat für deutsche Rechtschreibung
einen Beschluss zur Schreibung von Verbindungen mit Verben gefasst. Dieser
Beschluss hat den Charakter einer Empfehlung, da änderungen am amtlichen
Regelwerk nur von den zuständigen staatlichen Stellen in Deutschland,
Österreich und der Schweiz vorgenommen werden können. Bevor diese
darüber befinden, sieht das Statut noch eine Anhörung von Verbänden
(insbesondere aus den Bereichen Schule und Verwaltung) vor. |
|
Die
Empfehlung des Rats ist auf grosses Interesse seitens der Öffentlichkeit
gestossen und wird im Folgenden im Wortlaut wiedergegeben. Sie gliedert
sich in vier Unterpunkte und umfasst die Zusammenschreibung von ...
(1) Verbpartikel
und Verb,
(2) Adjektiv und Verb,
(3) Substantiv und Verb sowie
(4) Verb
und Verb: | |
§
34 Partikeln, Adjektive, Substantive oder Verben können als
Verbzusatz mit Verben trennbare Zusammensetzungen bilden. Man schreibt
sie nur in den Infinitiven, den Partizipien sowie im Nebensatz bei Endstellung
des Verbs zusammen.
Dies
betrifft:
|
(1)
Zusammensetzungen mit einer Verbpartikel als erstem Bestandteil. Verbpartikeln
sind Bestandteile, die
(1.1)
formgleich mit Präpositionen sind, zum Beispiel:
ab-,
an-, auf-, aus-, bei-, durch-, ein- (zur Präposition in-), entgegen-,
entlang-, gegen-, gegenüber-, hinter-, in-, mit-, nach-, über-,
um-, unter-, vor-, wider-, zu-, zuwider-, zwischen-
(1.2)
formgleich mit Adverbien, insbesondere Adverbien der Richtung, des Ortes,
der Zeit sowie mit Pronominaladverbien sind, zum Beispiel:
abwärts-,
auseinander-, beisammen-, davon-, davor-, dazu-, dazwischen-, empor-, fort-,
her-, heraus-, herbei-, herein-, hin-, hinaus-, hindurch-, hinein-, hintenüber-,
hinterher-, hinüber-, nebenher-, nieder-, rückwärts-, umher-,
voran-, voraus-, vorbei-, vorher-, vorweg-, weg-, weiter-, wieder-, zurück-,
zusammen-, zuvor- |
|
E1:
Zur Unterscheidung von Verbpartikel und selbstständigem Adverb: Bei
Zusammensetzungen liegt der Hauptakzent normalerweise auf der Verbpartikel
(vgl. wiedersehen, zusammensitzen), während bei Wortgruppen das selbstständige
Adverb auch unbetont sein kann (vgl. wieder sehen, zusammen sitzen). Wenn
das Betonungskriterium nicht zu einem eindeutigen Ergebnis führt,
hilft in manchen Fällen eine der folgenden Proben weiter:
(1) Das
Adverb kann im Aussagesatz vor dem finiten Verb an erster Stelle stehen,
die Verbpartikel hingegen nicht, vgl.: Dabei wollte sie nicht immer sitzen,
sondern auch ab und zu mal stehen (Adverb dabei), aber Dabeisitzen wollte
sie nicht immer (Verbpartikel dabei-).
(2) Zwischen Adverb und Infinitiv
können ein oder mehrere Satzglieder eingeschoben werden, zwischen
Verbpartikel und verbalem Bestandteil hingegen nicht, vgl.: Sie wollte
dabei nicht immer sitzen, sondern auch ab und zu mal stehen (Adverb dabei),
aber Sie wollte nicht immer dabeisitzen (Verbpartikel dabei-).
E2:
Eine Reihe von Pronominaladverbien mit dem Bestandteil dar- wirft besonders
bei der Verwendung als Verbpartikel das a ab, zum Beispiel: darin sitzen
- drinsitzen, ähnlich dran- (dranbleiben), drauf- (draufhauen), drauflos-
(drauflosreden).
E3:
Unter Kontrastakzent kann die Verbpartikel an die erste Stelle im Satz
treten und wird dann vom Verb getrennt geschrieben, zum Beispiel: Beisammen
bleiben wir immer. Heraus kam leider nichts. Hintan stellte er seine eigenen
Bedürfnisse. |
|
(1.3)
die Merkmale von frei vorkommenden Wörtern verloren haben, zum Beispiel:
abhanden-,
anheim-, bevor-, dar-, einher-, entzwei-, fürlieb-, hintan-, inne-,
überein-, überhand-, umhin-, vorlieb-, zurecht-
|
|
E4:
Dazu gehören auch die folgenden ersten Bestandteile, die in der Verwendung
beim Verb nicht mehr einer bestimmten Wortartkategorie zugeordnet werden
können:
fehl-,
feil-, heim-, irre-, kund-, preis-, wahr-, weis-, wett-
|
Zu
Fällen wie infrage stellen - in Frage stellen
Zusammensetzungen
mit einem adjektivischen ersten Bestandteil. Dabei sind folgende Fälle
zu unterscheiden:
|
(2.1)
Es kann zusammen- wie auch getrennt geschrieben werden, wenn ein einfaches
Adjektiv eine Eigenschaft als Resultat des Verbalvorgangs bezeichnet (sog.
resultative Prädikative), zum Beispiel:
blank
putzen/blankputzen, glatt hobeln/glatthobeln, klein schneiden/kleinschneiden;
kalt stellen/kaltstellen, kaputt machen/kaputtmachen, leer essen/leeressen
(2.2)
Es wird zusammengeschrieben, wenn der adjektivische Bestandteil zusammen
mit dem verbalen Bestandteil eine neue, idiomatisierte Gesamtbedeutung
bildet, die nicht auf der Basis der Bedeutungen der einzelnen Teile bestimmt
werden kann, zum Beispiel:
krankschreiben,
freisprechen, (sich) kranklachen; festnageln (= festlegen), heimlichtun
(= geheimnisvoll tun), kaltstellen (= (politisch) ausschalten), kürzertreten
(= sich einschränken), richtigstellen (= berichtigen), schwerfallen
(= Mühe verursachen), heiligsprechen |
|
E5:
Lässt sich in einzelnen Fällen keine klare Entscheidung darüber
treffen, ob eine idiomatisierte Gesamtbedeutung vorliegt, so bleibt es
dem Schreibenden überlassen, getrennt oder zusammenzuschreiben. |
|
(2.3)
In den anderen Fällen wird getrennt geschrieben. Dazu zählen
insbesondere Verbindungen mit morphologisch komplexen oder erweiterten
Adjektiven, zum Beispiel:
bewusstlos
schlagen, ultramarinblau streichen, ganz nahe kommen, bereit erklären,
klein beigeben |
|
E4:
Dazu gehören auch die folgenden ersten Bestandteile, die in der Verwendung
beim Verb nicht mehr einer bestimmten Wortartkategorie zugeordnet werden
können:
fehl-,
feil-, heim-, irre-, kund-, preis-, wahr-, weis-, wett- |
|
(3)
Zusammensetzungen mit einem substantivischen ersten Bestandteil. Dabei
handelt es sich um folgende Fälle, bei denen die ersten Bestandteile
die Eigenschaften selbstständiger Substantive weitgehend verloren
haben:
eislaufen,
kopfstehen, leidtun, nottun, standhalten, stattfinden, stattgeben, statthaben,
teilhaben, teilnehmen, wundernehmen |
|
E6:
In den nachstehenden Fällen ist bei den nicht näher bestimmten
oder ergänzten Formen sowohl Zusammen- als auch Getrenntschreibung
möglich, da ihnen eine Zusammensetzung oder eine Wortgruppe zugrunde
liegen kann:
achtgeben/Acht
geben (aber nur: sehr achtgeben, allergrösste Acht geben), achthaben/Acht
haben, haltmachen/Halt machen, masshalten/Mass halten |
Zu
Fällen wie staubsaugen/Staub saugen
|
(4)
Verbindungen mit einem verbalen ersten Bestandteil
Verbindungen
aus zwei Verben werden getrennt geschrieben, zum Beispiel:
laufen
lernen, arbeiten kommen, baden gehen, lesen üben |
|
E7:
Bei Verbindungen mit bleiben und lassen als zweitem Bestandteil ist bei
übertragener Bedeutung auch Zusammenschreibung möglich. Dasselbe
gilt für kennen lernen:
sitzen
bleiben/sitzenbleiben (= nicht versetzt werden), stehen lassen/stehenlassen
(= nicht länger beachten, sich abwenden), liegen bleiben/liegenbleiben
(= unerledigt bleiben); kennen lernen/kennenlernen (= Erfahrung mit etw.
oder jmdn. haben).
|
Links |
|
|
|
Externe
Links |
|