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Energie Schweiz Speicherkraftwerke
KWO-Plus: Projektentwicklung
Die KWO zu den Projekten «KWOplus» Sept 2010
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Kraftwerke Oberhasli KWO (Bern) - KWOplus
Investitionsprogramm KWO plus
Auszug aus dem Refrat von Herr Referat von Dr. Gianni Biasiutti , CEO-KWO, an der Medienorientierung der Begleitgruppe KWOplus am 2. September 2010

KWO plus ist ein Investitionsprogramm mit einer Reihe von Projekten zur Sanierung und Aufwertung der Kraftwerksanlagen an Grimsel und Susten. Das grosse Wasserkraftpotential in dieser Region soll damit effizienter genutzt werden. Gewonnen wird zusätzliche Energie, Leistung und Speichervolumen. Eine Übersicht über die verschiedenen Projekte gemäss aktuellem Stand des Investitionsprogramms findet sich in der Beilage.

Dieser Ausbau trägt wesentlich zur Sicherheit der Stromversorgung unseres Landes bei, und er schafft wichtige Voraussetzungen, um in Zukunft vermehrt Windenergie und Sonnenenergie einzubinden. Letzteres vor allem durch Ausgleich der starken Schwankungen dieser Energiequellen.

Das Investitionsvolumen liegt in der Grössenordnung von gut 1 Mia. Franken. Die verschiedenen Projekte sind voneinander unabhängig. Einige sind bereits realisiert, bzw. stehen im Bau. Für die drei wichtigsten Projekte werden die Gesuche für eine entsprechende Änderung der laufenden Konzession eingereicht. Bei der heutigen Information geht es um diese Projekte; sie beinhalten konkret folgendes:

Aufwertung des Kraftwerk-Tandems Räterichsbodensee - Handeck - Innertkirchen

Die über 60jährigen Kraftwerke werden mit mehreren Projekten schrittweise Aufgewertet. Neue parallele Druckstollen und -schächte verringern die Reibungsverluste und steigern damit die Energieproduktion um 70 GWh pro Jahr. Je eine zusätzliche Maschine in den beiden Zentralen steigert das Leistungsangebot um 240 MW. Gleichzeitig steigt auch in den bestehenden Maschinen die Leistung um 40 MW infolge der geringeren Reibungsverluste. Ausserdem wird bei der Wasserrückgabe in Innertkirchen ein Beruhigungsbecken gebaut, um die Aare ökologisch aufzuwerten.

Eines dieser Projekte, der parallele Druckstollen des Kraftwerks Innertkirchen 1, ist bereits realisiert (Energiegewinn 58 GWh, zusätzliche Leistung 35 MW). Für ein weiteres, den parallelen Schacht dieses Kraftwerks, wurde vor kurzem ein Baugesuch eingereicht. Und für die Hauptelemente der Aufwertung des Kraftwerk-Tandems, die zwei zusätzlichen Maschinen, werden nach Klärung der letzten Fragen die Konzessionsänderungsgesuche eingereicht.

Die Auswirkungen dieser unterirdischen Bauten auf die Umwelt sind minimal, sie betreffen hauptsächlich die Deponierung des Ausbruchsmaterials.

Pumpspeicherwerk Grimsel 3

Zwischen dem Oberaarsee und dem Räterichsbodensee wird ein zusätzliches Pumpspeicherwerk eingeflochten. Es besitzt eine Leistung von ca. 600 MW und dient in erster Linie dazu, nicht bedarfsgerecht produzierten Strom von nicht regelbaren Kraftwerken vorübergehend einzulagern und in bedarfsintensiven Stunden wieder abzugeben. Anlagen dieser Art sind eine wesentliche Voraussetzung für eine verstärkte Nutzung von Wind- und Sonnenenergie.

Die Anlage befindet sich im Berginneren; die Auswirkungen auf die Umwelt sind minimal.

Vergrösserung des Grimselsees

Dem Grimselsee fliesst in den Sommermonaten wesentlich mehr Wasser zu als er fassen kann. Durch eine Erhöhung der bestehenden Staumauern um 23 Meter kann das Seevolumen um fast 80 % vergrössert werden. Dieser zusätzliche Speicherraum erlaubt es, etwa 85 % der natürlichen Zuflüsse zurückzuhalten und dann über das ganze Jahr hinweg für die Stromproduktion zu nutzen. Längerfristig, bei weiterem Schwund der Gletscher, können damit auch Trockenperioden überbrückt werden. Der Energieinhalt des zusätzlichen Speichers beträgt 240 GWh.

Beim Grimselsee sind die natürlichen Gegebenheiten für die Schaffung von zusätzlichem Speichervolumen optimal (langes flaches Tal mit enger Sperrstelle sowie günstige und gut bekannte Felsverhältnisse). Dank dem Aufbau auf bestehenden Anlagen in einer bereits genutzten Geländekammer bleiben die Umweltauswirkungen relativ klein.

Zum Projekt gehört auch eine teilweise Verlegung der Grimselpassstrasse. Dafür ist eine schlanke und elegant gestaltete Seilhängebrücke über den See geplant.

Massnahmen zur Aufwertung von Gewässern und Landschaft

Die Projekte werden begleitet von umfangreichen Massnahmen zur Aufwertung von Gewässern und Landschaft.

Die Massnahmen gliedern sich in die folgenden drei Pakete:

1. Die Umsetzung der Pflicht zur Sanierung von genutzten Gewässern gemäss Gewässerschutzgesetz. Diese Pflicht besteht unabhängig von neuen Projekten.

2. Die im Zusammenhang mit den Projekten stehenden weitergehenden Aufwertungen der Gewässer.

und

3. die Massnahmen zur Aufwertung der Landschaft als Ausgleich von Umweltauswirkungen der Projekte.

Diese Massnahmenpakete sind von ausserordentlichem Umfang und Gewicht. Dies aus folgenden Gründen: Der rücksichtsvolle Umgang mit Natur und Landschaft ist ein fest verankerter Wert unseres Unternehmens. Die Vorbereitung der Projekte läuft bereits seit vielen Jahren, und in dieser Zeit stand die KWO stets in Kontakt mit den Umweltverbänden. Dadurch schärfte sich unser Verständnis für die Anliegen dieser Kreise. Parallel dazu bauten wir eine eigene Fachstelle für Ökologie auf, womit wir eine hohe eigene Fachkompetenz gewonnen haben.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Umstand, dass die KWO in ihrem Wassereinzugsgebiet grosse Ländereien besitzt, so dass viele ökologische Massnahmen ohne Einschränkungen von anderen Grundeigentümern geplant werden können.

Beim Eintritt in den Begleitgruppen-Prozess sind unsere seinerzeit vorgeschlagenen ökologischen Massnahmen als valable Gesprächsbasis entgegen genommen worden. Allerdings gingen die Erwartungen unserer Gesprächspartner teilweise wesentlich weiter.

Der Begleitgruppenprozess aus der Sicht der KWO

Wie bereits von Frau Regierungsrätin Egger gesagt, bestand in der grundsätzlichen Beurteilung der Projekte eine klare Situation: Die beiden Kraftwerksprojekte sind akzeptiert, wogegen die Seevergrösserung aufgrund der Moorfrage nicht konsensfähig ist.

Für den Begleitgruppenprozess bedeutete das: In den ökologischen Massnahmen zu den beiden Kraftwerksprojekten wird ein Konsens gesucht und die Massnahmen zur Seevergrösserung werden zur Wahrung der Gesamtsicht mitgeführt.

Es zeigte sich, dass der grösste Diskussionsbedarf bei den Gewässermassnahmen lag, d.h. bei der Gewässersanierung sowie den projektbezogenen Aufwertungen der Gewässer. Die KWO sah sich hier mit weitgehenden Erwartungen konfrontiert. Und diese Erwartungen sind besonders einschneidend, weil die bei vielen Massnahmen geforderte Abgabe von Dotierwasser an den Wasserfassungen einen direkten Verlust an Energieproduktion bedeutet.

Massgebend für die Gewässeraufwertungen ist das Gewässerschutzgesetz. Allerdings ist bei dessen Anwendung auf die höchst komplizierte KWO-Anlage keineswegs klar, wie weit die Dotierungen tatsächlich gehen müssen. In den langen Diskussionen hierzu erkannte die KWO, dass ein Konsens nur dann möglich ist, wenn sie eine grosszügige Interpretation der Dotierschuld vornimmt. Dies wurde andererseits durch unsere Gesprächspartner möglich gemacht, indem sie sich zum Grundsatz bekannten, die ökologischen Ziele mit einem Minimum an Energieverlusten erreichen zu wollen.

Der anfängliche Vorschlag der KWO für die Gewässermassnahmen lautete wie folgt: Im Aaretal, wo die Projekte angesiedelt sind, werden sämtliche Gewässer, inkl. jener in den Seitentälern, den neuen gesetzlichen Bestimmungen angepasst. Das heisst, es wird nicht der konkrete Einfluss der Projekte auf die Gewässer berücksichtigt, sondern es wird angenommen, sämtliche Anlagen im Aaretal würden neu konzessioniert. Damit haben wir uns bereits am Anfang klar im überobligatorischen Bereich positioniert.

In diesem Sinne wurde ein Schutz- und Nutzungsplan (Festlegung von Gewässern mit verstärkter Nutzung, Kompensation mit verstärkter Dortierung oder andersartigen Aufwertungen in anderen Gewässern) ausgearbeitet und in die Begleitgruppe eingebracht. Vorgängig wurde dieser Plan mit den involvierten Fachstellen von Kanton und Bund eingehend analysiert, und er erhielt von diesen Stellen grünes Licht.

In den Verhandlungen der Begleitgruppe musste die KWO aber erkennen, dass ein Konsens nur möglich ist, wenn die Gewässermassnahmen noch bedeutend weiter gehen. In mehreren Schritten kam man schliesslich zu folgender Lösung: Ein Teil der im Zusammenhang mit den Projekten vorgesehen Gewässerdotierungen werden in die Gewässersanierung verlagert, wodurch diese umfangreicher wurde. Dies bedeutet: Ein grosser Teil der Gewässeraufwertungen wird unabhängig von den Projekten kurzfristig umgesetzt. Ausserdem wurden die gewässerökologischen Massnahmen zu den Projekten erweitert.

Dies führte zu folgenden Ergebnis: In der Summe der Massnahmen zu den drei Projekten wird im gesamten Wassereinzugsgebiet der KWO das ökologische Qualitätsniveau erreicht, wie es für eine Neukonzessionierung erforderlich wäre. Und, bereits mit den beiden Kraftwerksprojekten, also ohne die Seevergrösserung, wird der Massnahmenumfang erreicht, wie er für eine Neukonzessionierung der Anlagen im Aaretal erforderlich wäre.

Ein beiliegendes Faktenblatt zeigt den Verlauf der Verhandlungen anhand der sogenannten Oekopunkte, der universellen Messgrösse für ökologische Massnahmen. Die Massnahmen der Kraftwerksprojekte gemeinsam mit der Gewässersanierung erreichen 20 Oekopunkte. Davon sind 9 Oekopunkte das Ergebnis der Verhandlungen. Das Blatt zeigt auch einen geografischen Ueberblick über sämtliche gewässerökologischen und terrestrischen Massnahmen. Es sind insgesamt über 50 Massnahmen, verteilt über das gesamte Wassereinzugsgebiet bis hinab zum Brienzersee.

Die gewässerökologischen Massnahmen bestehen aus Dotierungen an Fassungen, Verzichte von Fassungen, Revitalisierungen von Gewässerläufen und von Auenlandschaften sowie Fischtreppen. Die terrestrischen Massnahmen umfassen Aufforstungen, Massnahmen zum Erhalt von Artenvielfalt, Aufwertung von Moorbiotopen, Landschaftspflege sowie projektbezogene Massnahmen in Bezug auf die Deponierung von Ausbruchsmaterial.

Das aus den Verhandlungen resultierende Massnahmenbündel besitzt einen sehr grossen Umfang. Damit werden neue Massstäbe gesetzt! Dies illustriert beispielsweise ein Vergleich mit der Schutz- und Nutzungsplanung zum Projekt Linthal, welches bisher als Vorbild galt: Trotz grösserer Dimension des Linthal-Projekts gehen die ökologischen Massnahmen bei der KWO viel weiter.

Der Sprechende ist im Laufe der Verhandlungen in einen grossen inneren Konflikt geraten: Das Ausmass des Energieverlusts, gesamthaft 55 GWh, steht in starkem Widerspruch zu den Grundsätzen guter Kraftwerksführung, d.h. der Optimierung der Produktionsmenge. Ausserdem wird durch diesen Energieverlust der Beitrag der KWO-Investitionen zur Förderung der Wasserkraft in der Schweiz deutlich geschmälert.

Letztlich aber ist das Verhandlungsergebnis für die KWO akzeptabel. Es setzt zwar aussergewöhnlich hohe ökologische Ziele, diese werden aber mit sorgfältig konzipierten und energiebewusst ausgewählten Massnahmen erreicht. Die Verhandlungen waren hart aber in diesem Sinne sachlich und konstruktiv.

Selbstverständlich konnten wir uns am Anfang der Verhandlungen nicht vorstellen, so weit gehen zu müssen. Die Zielsetzung, das Erreichen des ökologischen Niveaus für eine Neukonzessionierung aller Anlagen, hat für uns aber immerhin den Wert, dass damit das Thema Gewässerschutzgesetz auch langfristig erledigt ist. Und zu den Umweltorganisationen dürfen wir sagen: Mehr kann man nicht erwarten.

Quelle: Text Kanton Bern, September 2010
Detaillierte und grössere Grafiken auf dem Faktenblatt «Investitionsprogramm KWO plus»
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Quellen: Kanton Bern und KWO Grimselstrom
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