Schule und Bildung
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Eine geleitete Schule
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Thema: Bildungsforschung & Bildungsreformen
Die Belastung kommt in Wellen

Der 40-jährige Sekundarlehrer Hannes Frauenfelder leitet seit rund drei Jahren, gemeinsam mit einem Kollegen, die gegliederte Oberstufe «Ebni» in Neftenbach bei Winterthur.

«Unsere Schule umfasst etwa 200 Kinder sowie 19 Kolleginnen und Kollegen. Drei Viertel meiner Arbeitszeit ist für den Unterricht vorgesehen, ein Viertel für die Leitung. Als Zweier-Leitungsteam haben wir gemeinsam eine halbe Stelle. Ein Merkmal dabei ist, dass die Belastung in Wellen auftritt. Zeitweise ist es problemlos zu bewältigen, dann kommen aber wieder Phasen, wo die Aufgabe sehr intensiv wird, zum Beispiel, wenn disziplinarische oder erzieherische Massnahmen für Schüler fällig sind. In diesem Bereich wollen wir die Klassenlehrkräfte bewusst entlasten, das kostet enorm Zeit und Kraft. Da gerät dann zwangsläufig der eigene Unterricht unter Druck.

Trotzdem fühle ich mich bis jetzt wohl in meiner Rolle. Man hat doch rechte Gestaltungsmöglichkeiten, und im Kollegium herrscht ein Klima von Vertrauen und Respekt. Ohne diese Bedingungen möchte ich den Job wohl nicht machen.

Im Kanton Zürich ist die Schulleitung noch nicht als Institution verankert. Es gibt hier die Tradition des Hausvorstandes, der - salopp ausgedrückt - die Couverts öffnet, die ins Schulhaus kommen, Sitzungen organisiert und im übrigen 100 Prozent Schule gibt. Unser Schulhaus kannte im Rahmen eines Schulversuchs schon seit mehr als zehn Jahren das Amt eines Schulleiters. Im Projekt TAV (Teilautonome Volksschulen) ging es nun noch einen Schritt weiter, insbesondere wurde die Arbeitszeit neu definiert: ein Viertel wird für die Schulleitungsaufgaben eingesetzt, drei Viertel für den Unterricht.

Die Schulleitungsausbildung, die im Auftrag der Bildungsdirektion vom Pestalozzianum angeboten wird, bestand aus einem ersten Wochenblock, an den sich etliche Module von in der Regel zwei Tagen anschlossen, zum Beispiel für Personalentwicklung oder Selbstmanagement, für die Grundausbildung insgesamt etwa 20 Tage. Von Zeit zu Zeit nehme ich als Weiterbildung wieder an Modulen zu speziellen Themen teil.

Die Gefahr, dass die Schulleitung in administrativen Arbeiten ertrinkt und für die pädagogische Entwicklung zu wenig Zeit findet, besteht auch bei uns. Wir haben im letzten Mai unsere Schule freiwillig von einer professionellen Schulaufsicht (extern) durchleuchten lassen, welche genau auf diese Tendenz hinwies.

Das war meinem Kollegen und mir natürlich nicht neu. Wir haben aufgrund der Untersuchung eine Sekretariatsstelle beantragt, und seit Oktober hat nun die Schulsekretärin der Gemeinde ein Zehnprozent-Pensum an unserer Oberstufe. Das muss sich jetzt einspielen, denn vieles an Administration läuft ja unauffällig im Alltag nebenher und ist zum Teil auch unqualifizierte Arbeit, die einer Person mit KV-Ausbildung nicht ohne weiteres zuzumuten ist.

Ein Globalbudget für Volksschulen gibt es nicht im Kanton Zürich. Wir haben - im Rahmen des TAV-Projektes - mal die Möglichkeiten grösserer Budgetkompetenz geprüft. Dabei merkten wir, dass dies mit einem hohen Aufwand in Sachen Buchhaltung und Kontierung verbunden wäre. Wir haben aber die Möglichkeit, über unseren budgetierten Kredit zu verfügen - völlig selbständig im Bereich Schulmaterial und Lehrmittel, teilweise bei Mobilien und Geräten. Im übrigen haben wir hier im Dorf kurze Wege und eine sehr kooperative Finanzverwalterin.

Personalführung leistet unser Leitungsteam teilweise. Es wäre vom TAV-Projekt her möglich, dass wir an der «Lohnwirksamen Qualifikation» durch die Schulbehörden, die es im Kanton Zürich seit einem Jahr gibt, mitwirken würden. Abgesehen davon, dass ich ein Gegner dieses Systems bin - ich glaube nicht, dass es funktionieren würde. Wohl ist die Schulleitung eine Hierarchiestufe, aber grundsätzlich sind wir doch Kolleginnen und Kollegen, die miteinander auskommen müssen. Was wir machen, und zwar mit gutem Echo, sind regelmässige Mitarbeitergespräche.

Wir sind vom Kollegium auf fünf Jahre gewählt. Ich kann mir vorstellen, noch eine zweite Amtszeit anzuhängen, aber auch, eine Leitungsfunktion an einer anderen Schule zu übernehmen. Einfach wieder ins «Glied zurückzutreten», wäre auch eine prüfenswerte Option, wenn auch - aus heutiger Sicht - eine eher unwahrscheinliche.

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