Aktion
gegen den Bildungsabbau im Kanton Aargau 2003
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Bildungspolitik im Kanton Aargau |
Ist
ein erfolgreicher, zukunftsgerichteter Unterricht mit Klassengrössen
von 28 und mehr Schülerinnen und Schülern auch im Jahre
2004 möglich? |
Im
Prinzip ja! Voraussetzung: Es muss ein gleiches soziales, kulturelles und
wirtschftliches Umfeld herrschen wie anno 1956.
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Der
Vater wandert mit seinem Junior durch die intakte Schweizer Bergwelt.
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Der
Junior träumt schon von seiner "Schulkarriere" in einer Primarschulklasse
zusammen mit 46 weiteren "Gschpändli". übrigens: Die Mutter bereitet
in der Zwischenzeit ein nahrhaftes "Zvieri" für die beiden vor.
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Lehrpersonen |
In
der Primarschule gab es ein paar "Fröileins", sonst waren vorwiegend
nur Männer im Schuldienst tätig. Der Herr Lehrer war mit
"Schule geben" nicht ganz ausgelastet. Nebenbei dirigierte er die Dorfmusik
und nahm Einsitz im Gemeinderat. Auch als die Raiffeisenkasse für
ein ämtli anfragte, konnte er nicht nein sagen. Sein Lohn war nicht
gross, dafür genoss er Ansehen im Dorf. Die Klassenfoti macht ein
Profi. Dieser lieferte teure Schwarzweisspapierbilder. |
Fächer |
Englisch
gab es noch nicht. An der Oberstufe mussten im Französisch viele Wörter
gelernt werden. Der Herr Pfarrer und der Herr Katechet erteilten den getrennten
konfessionellen Religionsunterricht. Nebenbei war der Herr Pfarrer noch
Inspektor an einer Bezirksschule. Im Handfertigkeitsunterricht wurde auch
an der Oberstufe noch das Falzbein geschwungen und fleissig "Schächteli"
geleimt. |
Freizeit |
In
der Freizeit machte der Junior Hausaufgaben, half der Mutter beim Jäten
und wurde anschliessend zum "Tschutten" auf den Dorfplatz entlassen. Um
18 Uhr wurde er wieder am häuslichen Esstisch erwartet. Nach dem Essen
hörte er noch das "Wunschkonzert" am Radio.
Das
Schwöschterli spielte mit den Puppen und half der Mutter bei Küchenarbeiten. |
Berufswunsch |
Die
Meitli wollten Krankenschwester und Coiffeuse werden oder sie wurden nach
dem Schulabschluss ins Welschland geschickt. Die begabteren Mädchen
träumten von einer "KaVau"-Lehrstelle. Die Fortschrittlichsten wollten
Lehrerin werden.
Die
Buben wollten einmal Lokomotivführer, dann Mechaniker, dann Polizist
werden. Die Verwegenen träumten vom Beruf eines Piloten. |
Technik |
Den
Computer gabe es nicht, das Handy auch nicht. Ein Kernkraftwerk, nie gehört.
Auch das Fernsehen war nicht einmal "schwarzweiss" vorhanden. Autos gab
es schon. Die wenigsten konnten sich jedoch ein solches Gefährt leisten.
Der Vater düste in den Ledermantel eingehüllt mit dem Töff
zur Arbeit. |
Wirtschaft |
Der
Leiter der Fabrik hiess "Direktor", der Buchhalter noch Buchhalter. Potz
tuusig! Die Wirtschaft setzte auf Industrieproduktion. Handwerkliches Wissen
war sehr gefragt. |
Menschen |
Es
gab eitle, vergessliche, rücksichtsvolle, weniger rücksichtsvolle,
gefühlvolle, gefühlslose, traurige, fröhliche, faule, fleissige,
ehrliche, unehrliche Zeitgenossen und viele andere Menschen mehr. |
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Der
Vater macht mit seiner Jungmannschaft eine Tour mit den Inline Skates.
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Die
Tochter träumt schon von ihrer "Schulkarriere" inmitten von
12 Computern und 19 weiteren Kameradinnen und Kameraden.
übrigens:
Die Mutter erledigt in der Zwischenzeit die Buchhaltung für
den Dorfladen.
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Lehrpersonen |
Im
Schuldienst sind über 70 Prozent Frauen beschäftigt. Die wenigen
Lehrer heissen nicht mehr Herr Lehrer, sondern im besten Fall "de
Meier". Lehrerinnen und Lehrer dirigieren nur noch selten die Dorfmusik.
Noch seltener sind sie im Gemeinderat zu finden. Auch im Turnverein sind
sie eine aussterbende Spezies. Die Lehrpersonen haben zu wenig Zeit für
Sonderämtli. Die Schularbeit "frisst sie auf". Die Klassenfoti macht
der Klassenlehrer mit seiner privaten Digitalkamera. Die Bilder werden
über den Computer vom Drucker geliefert. |
Fächer |
Englisch
ist wichtig geworden. Die Sprache soll sogar zusammen mit Französisch
bereits in der Primarschule gelehrt werden. Im Französisch werden
immer noch viele Wörter gelernt . Der Der Pfarrer erteilt keinen Religionsunterricht
mehr. Dieser heisst jetzt interkultureller Ethikunterricht oder so ähnlich.
Der Inspektor heisst jetzt Coach. Im Werken werden statt Büechli und
Schächteli Lichtorgeln gebaut. |
Freizeit |
Der
Junior sitzt beim "Gamen" am Computer. Nach dem "Gaimen" vereinbart der
Junior über das Handy ein Treffen mit seinem Kollegen bei der Halfpipe.
Die Tochter trainiert im Jazz Dance. Nach dem Tanzen schaut sie sich das
Neuste im MTV an. Kelly Osbourne und so ... |
Berufswunsch |
Die
Girls wollen eine KV-Lehrstelle oder haben die Kanti als nächstes
Ausbildungsziel. Die Boys wollen Informatiker, Mediamatiker oder Elektroniker
werden. Einige träumen schon von der Managerkarriere und treten ins
Gymnasium ein. |
Technik |
Den
Computer gibt es (sogar mit 200 Gigahertz getaktet), die Spielkonsole auch.
Auf dem Internet kann man irgendwelche Bildli anschauen und muss nicht
mehr zum Kiosk schleichen. Die Kernkraftwerke liefern über 40 Prozent
des Schweizer Stroms. Fernsehen gibt es farbig auf einem extrabreiten Screen.
Vater fährt immer noch Motorrad. Er benützt den Lackboliden nur
noch in der Freizeit. |
Wirtschaft |
Der
Leiter der Fabrik heisst jetzt CEO. Der Buchhalter ist zum Key Account
Manager avanciert. Wow!! Grosse Teile der Industrieproduktion wurden nach
und nach ins Ausland verlagert. In der Schweiz ist der Dienstleistungssektor
zur wichtigsten Erwerbsquelle geworden. |
Menschen |
Es
gibt immer noch eitle, vergessliche, jedoch immer weniger rücksichtsvolle,
immer noch gefühlvolle, gefühlslose, traurige, fröhliche,
faule, fleissige, ehrliche, unehrliche Zeitgenossen und viele andere Menschen
mehr. |
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